Pressemitteilung Düsseldorf den 16.11.2020 Handelsblatt Fachmedien

20. Aufsichtsrats-Panel: Krisenresilienz durch gute Corporate Governance?

Die Corona-bedingten Herausforderungen sind tief bis in die Arbeit, Funktion und Organisation der deutschen Aufsichtsräte vorgedrungen, was sich in einem deutlich höheren Krisenbewusstsein der Mandatsträger zeigt. Zu dieser Einschätzung kommt die aktuelle Panel-Befragung der Zeitschrift „Der Aufsichtsrat“ in Zusammenarbeit mit dem Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte.

Das 2007 eingerichtete „Aufsichtsrats-Panel“ wurde nunmehr zum 20. Mal durchgeführt, um unter Aufsichtsräten ein Meinungsbild zu aktuellen Themen zu ermitteln. Für die diesjährige Befragung wurden 74 Aufsichtsratsmitglieder, die durch Mehrfachmandate insgesamt 220 Gesellschaften vertraten, zum Bereich „Krisenresilienz durch gute Corporate Governance?“ befragt.

Aufsichtsräte bescheinigen sich selbst gutes Krisenmanagement

Ein Großteil der befragten Mandatsträger (65%) ist von der Corona-Krise mittel bis stark betroffen. Es gibt aber mit knapp 18% ebenso viele stark Betroffene wie „Krisengewinnler“. Neben Personal- und Gesundheitsmaßnahmen (u.a. Einrichtung Homeoffice, Gesundheits-/Schutzmaßnahmen für die Mitarbeiter, Kurzarbeit) und den Themen Liquidität bzw. Liquiditätssicherung befassen sich die Aufsichtsräte vorrangig mit der Digitalisierung ihrer Arbeit und Kommunikation.

Nahezu 90% der befragten Aufsichtsräte sind mit ihrer bisherigen Krisenarbeit zufrieden bzw. sehr zufrieden. Vor allem die Begleitung bzw. Stärkung des Vorstands in offener, kompetenter und hochfrequenter Diskussion wurde als bedeutend und sehr positiv genannt. „Viele Aufsichtsräte verstehen sich in der Krise sowohl als organisatorische als auch als psychologische Begleitung des Vorstands“, kommentiert Prof. Dr. Dr. Manuel R. Theisen, geschäftsführender Herausgeber von „Der Aufsichtsrat“, die Ergebnisse. Ebenfalls das Prädikat „gut zu handhaben“ bekamen die Themen Digitalisierung der Aufsichtsratsarbeit, Reporting im Detail und in erhöhter Frequenz, Liquiditätssicherung und Finanzierungen.

Veränderte Arbeitsweisen und Rollenverständnisse in der Krise

Gut die Hälfte der Befragten gab an, dass sich ihre Arbeitsweise „merklich“ verändert hat. Zudem sieht sich mehr als die Hälfte in der aktuellen Situation verstärkt in die Pflicht genommen. „Die schubartige Digitalisierung der Arbeitsorganisation hat erheblich dazu beigetragen, dass die Aufsichtsratsarbeit auch intensiver und effizienter geworden ist“, so Dr. Arno Probst, Leiter des Center for Corporate Governance bei Deloitte. „Aus den Befragungsergebnissen geht allerdings auch sehr deutlich hervor, dass die Aufsichtsratsarbeit ganzheitlich nicht homeoffice-fähig ist.“ Eine große Mehrheit will dennoch die Vorzüge der digitalen Kommunikation in die Post-Krisenzeit mitnehmen.

Gemischte Erfahrungen mit virtuellen Hauptversammlungen

Nahezu 80% der befragten Aufsichtsräte haben erste Erfahrungen mit einer virtuellen Hauptversammlung sammeln können. Ein Drittel bewertet diese vorwiegend positiv, ein gutes Viertel hat eher negative Erfahrungen gemacht, die größte Gruppe zeigte sich in ihrer Bewertung ambivalent. Auf die Frage nach der zukünftigen Gestaltung der Hauptversammlungen zeigte sich eine gemischte Lage: Knapp die Hälfte der Befragten wünscht zukünftig eine Hybrid-Form (Mischung aus Präsenz- und virtueller Hauptversammlung), fast jeder Fünfte möchte wieder zurück zur Präsenz als einzige Durchführungsform. Und überraschende 45,9% wollen eine grundsätzliche Reform, nicht nur der Hauptversammlungsorganisation, sondern auch des Rederechts, der Präsenzregeln und der zeitlichen Rahmenbedingungen.

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse der 20. Panel-Befragung erhalten Sie auf Anfrage unter ar.redaktion@fachmedien.de.

 

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