Pressemitteilung Düsseldorf den 02.01.2023 Handelsblatt Research Institute

Handelsblatt Research Institute: Deutschland in der Stagflation

Die deutsche Wirtschaft wird im Jahr 2023 um 0,2 Prozent und 2024 um 0,9 Prozent wachsen. Das geht aus der neuen Konjunkturprognose des Handelsblatt Research Institute (HRI) hervor. Für das Jahr 2022 geht das Institut von 1,8 Prozent Wachstum aus.

Der Prognose zufolge dürfte Deutschland zwar der vor einigen Monaten befürchtete Konjunktureinbruch in diesem Winter erspart bleiben, doch werde die Volkswirtschaft sechs Quartale in Folge nahezu stagnieren. Im Frühjahr 2024 werde die wirtschaftliche Gesamtleistung real kaum höher sein als vor dem Pandemieausbruch Anfang 2020, so die HRI-Ökonomen. „Deutschland fehlen dann vier Jahre Wachstum.“ Darüber hinaus scheine es „sehr ungewiss“, ob die Volkswirtschaft angesichts dauerhaft verteuerter Energie, Arbeitskräftemangel sowie der Alterung der Gesellschaft je wieder zu alter Wachstumsstärke finden kann oder ob es zu einer dauerhaften Absenkung des Potenzialwachstums komme.

Die Bundesregierung bemühe sich zwar, die kräftige Verteuerung von Energie mit bislang drei Rettungspaketen sowie den „Strom- und Gaspreisbremsen“ abzufedern. Insgesamt dürften sich die Unterstützungsmaßnahmen auf rund 200 Milliarden Euro summieren, schätzt das HRI. „Diese schrotschussartigen Hilfen wirken ähnlich wie schuldenfinanzierte Konjunkturprogramme“, sagt HRI-Präsident Bert Rürup. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage werde stabilisiert, die Inflation aber weiter befördert und den Verbrauchern das gesamte Ausmaß der Verteuerung sowie der gesamtwirtschaftlichen Verluste verschleiert. „Das Resultat ist eine Glättung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung um den Preis eines rasanten Anstiegs der Staatsverschuldung“, ergänzt Rürup. Zudem würden notwendige Energieeinsparungen und ein unvermeidlicher Strukturwandel hinausgezögert.

Der Höhepunkt der Teuerung dürfte laut HRI bald erreicht sein. Nach acht Prozent im Jahr 2022 werde die Inflation im Jahr 2023 auf fünf und 2024 dann auf drei Prozent im Jahresdurchschnitt sinken. Damit läge sie immer noch klar über dem Ziel der EZB von zwei Prozent.

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