Pressemitteilung Düsseldorf den 03.01.2022 Handelsblatt Research Institute

HRI-Konjunkturprognose: Aufschwung schon wieder ausgebremst

Das Handelsblatt Research Institute (HRI) hat seine Konjunkturerwartungen für das neue Jahr gesenkt. Die HRI-Ökonomen gehen nunmehr von 3,4 Prozent Wirtschaftswachstum in 2022 aus, in 2023 dürfte die Wirtschaft um 2,3 Prozent zulegen. Für das abgelaufene Jahr geht das HRI von 2,7 Prozent Wachstum aus.

„Im Winterhalbjahr wird die deutsche Volkswirtschaft kaum noch wachsen“, sagte HRI-Präsident Bert Rürup. Allerdings dürften die gesamtwirtschaftlichen Schäden durch Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie deutlich geringer sein als während früherer Corona-Wellen.

Die HRI-Ökonomen erwarten zwar, dass ab dem zweiten Quartal die Wachstumsdynamik zulegen werde. Doch selbst wenn die Pandemie im kommenden Sommer überwunden sein sollte und sich die Probleme mit den Lieferketten allmählich auflösen, dürfte ein Boom wie im Sommer 2020 ausbleiben, betonte HRI-Präsident Rürup. Im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 war die Wirtschaftsleistung um zehn Prozent eingebrochen und im Folgequartal um bis dato noch nie dagewesene neun Prozent hochgeschnellt. „Ab Mitte dieses Jahres werden die strukturellen Probleme der deutschen Volkswirtschaft wieder in den Vordergrund rücken“, sagte Rürup. „Eine Rückkehr zu den Verhältnissen der goldenen zweiten Dekade dieses Jahrhunderts ist nicht in Sicht.“

Zum wesentlichen Wachstumstreiber im neuen Jahr dürfte laut HRI-Prognose der private Konsum werden, der real um 4,5 Prozent wachsen und in 2023 wieder das Vorkrisenniveau erreichen wird. Der Außenhandel dürfte ebenfalls spürbar anziehen. Dabei würden die Exporte noch stärker als die Importe zulegen, da die deutsche Industrie zumindest einen Teil ihres Auftragsstaus abarbeiten und ihre Kundschaft im In- und Ausland beliefern könne. Der Außenhandelsüberschuss werde damit weiter merklich wachsen. Zudem würden die Bruttoanlageinvestitionen 2022 und 2023 kräftig zulegen, auch weil die Bundesregierung mit zahlreichen Subventionen und Sonderabschreibungen insbesondere in Digitalisierungs- und Klimaschutzinvestitionen Hilfestellung leiste.

Dieser Investitionsschub darf laut HRI jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Deutschland erst am Anfang eines steinigen Wegs stehe. Dekarbonisierung und Digitalisierung der Wirtschaft würden nicht so rasch und reibungslos gestemmt werden wie es der neu gewählte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in seiner ersten Regierungserklärung versprochen habe. Die Pandemie habe gnadenlos offengelegt, wie rückständig gerade viele Bereiche des Staates bei der Digitalisierung seien.

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